Geschichte
Den historischen Hintergrund des Projekts bildet die Rüstungsindustrie und der Zwangsarbeitskomplex des nationalsozialistischen Regimes im Deutschen Reich. Seit Mai 1944 griffen die US-amerikanischen Luftstreitkräfte massiv die Treibstoffproduktion im gesamten Deutschen Reich an, sodass diese kurz vor dem Zusammenbruch stand. Im Osten erreichte die Rote Armee die Erdölfelder in Rumänien, die einen Großteil des Erdölbedarfs des Deutschen Reichs abdeckten. Die Folge war ein permanenter Benzinmangel der deutschen Land-, See- und Luftstreitkräfte. Im Rahmen des sogenannten Mineralölsicherungsplanes (auch Geilenberg-Programm genannt) von 1944 reagierten die Nationalsozialisten darauf mit geheim gehaltenen Plänen, die Produktionsstätten untertage zu verlagern um vor Luftangriffen geschützt zu sein. Die 1938 gegründete Organisation Todt war für diese und die Umsetzung anderer kriegsrelevanter Bauvorhaben zuständig und stützte sich wesentlich auf die Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen.
Im gesamten Deutschen Reich entstanden so Untertageverlagerungen unterschiedlichster Art. Einige davon waren Hydrierwerke, Anlagen bei der durch die Verflüssigung von Kohle (Flugzeug-)Benzin entsteht. Der regionale Schwerpunkt lag auf Baden und Württemberg, Nordrhein-Westfalen und im Harz, aber auch in anderen Regionen wurden unterirdische Hydrierwerke geplant und begonnen – drei davon in der Sächsischen Schweiz:
die Untertageverlagerung an der Herrenleite bei Lohmen mit dem Decknamen Dachs VII, zum KZ-Außenlager Pirna Mockethal-Zatschke gehörend
die Untertageverlagerung in Porschdorf mit dem Decknamen Schwalbe III bzw. Mondstein, gehörend zum KZ-Außenlager mit dem Decknamen Gluto
die Untertageverlagerung in Struppen, Ortsteil Strand mit dem Decknamen Schwalbe II bzw. Eisenrose, gehörend zu den KZ-Außenlagern in Königstein mit den Decknamen Orion I (Lager am ehemaligen Sportplatz an der Eselswiese) und II (Lager im nahe gelegenen Wald)
Letztgenanntes steht im Mittelpunkt unseres Projektes, welches wir hier dokumentieren. Es steht exemplarisch für die nie fertiggestellten Untertageverlagerungen und die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen von Zwansarbeiter*innen in der Region und im gesamten Deutschen Reich.
Mit dem Bau der Stollen für die „Schwalbe II“ wurde im November 1944 begonnen. Zunächst wurden 977 Zwangsarbeiter aus dem Verwaltungsbereich des KZ Buchenwald an das KZ Flossenbürg überstellt. Diese Häftlinge arbeiteten zuvor für die Braunkohle Benzin AG (BRABAG) im Außenlager Böhlen. Nun mussten sie die Lager in Königstein Errichten und die Stollen in den Sandstein treiben.
Kurz darauf wurden auch Zwangsarbeiter und Militärinternierte aus dem Lager in Weißig und Häftlinge des Kriegsgefangenenlagers in Sellnitz zur Arbeit an den Hydrierwerken gezwungen. Unter schwersten Bedingungen mussten die Zwangsarbeiter Stollen in den Felsen treiben und ihr Leben dabei riskieren. Nicht nur die Arbeits-, sondern auch die Lebensbedingungen der Häftlinge waren von unzumutbaren Zuständen geprägt, die von den langen Märschen zwischen den Lagern und den Arbeitsorten und den teilweise brutalen Wachmannschaften noch verschlimmert wurden.
Unsere Vision
Um ihre Geschichten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen möchten wir die Stollenanlage in Strand zu einem Lern- und Erinnerungsort entwickeln. Denn die unter Zwangsarbeit errichteten Stollen haben nicht nur Lücken im Sandstein hinterlassen, sondern es sind auch die Geschichten der Zwangsarbeiter*innen, die viel zu lückenhaft bekannt sind und denen viel zu wenig Platz im kollektiven Gedächtnis der Tourismusregion Sächsische Schweiz eingeräumt wird.
In der Stollenanlage befindet sich heute das größte Fledermaushabitat der Sächsischen Schweiz, was dem Ort nicht nur eine historische, sondern auch naturschutzrelevante Bedeutung verleiht. Gemeinsam mit dem Sachsenforst und der Nationalparkverwaltung Sächsische Schweiz erarbeiten wir gemeinsam Möglichkeiten zur Verbindung beider Aspekte. Da die Stollen aus Naturschutz- und Sicherheitsgründen nicht begehbar sind, ist unser zweites Ziel die Entwicklung eines digitalen Rundganges, der als interaktive Plattform zur Wissensvermittlung Einblicke in die Stollenanlage gewährt. Auf dieser Webseite dokumentieren wir die vielen Schritte hin zu dieser Vision und bereiten sie damit gleichzeitig vor.
Unterstützen
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